78/365 Brother from another Mother

Moin zusammen!

Nur wenn ein Lehrer selbst von seinem Fach/seinen Fächer so richtig begeistert ist, kann er Schüler motivieren und mitreißen. Davon bin ich zumindest überzeugt. Von solchen Lehrkräften haben wir glücklicherweise etliche an der Freiherr-vom-Stein-Schule, einen zum Beispiel im Fach Musik. Wenn Jan-Paul mit seinen Kids musizieren kann, sie begeistert mitmachen und ein mühsam erarbeitetes Programm in einer gelungenen Darbietung mündet, ist er in seinem Element.

Heute haben wir seinen chinesischen Bruder im Geiste kennengelernt. Ich habe leider keine Ahnung wie der Musiklehrer heißt, aber eines ist nach der Flötenstunde mit unseren Kids mal klar: Der Mann ist ebenso leidens- wie begeisterungsfähig! War es zum Anfang der Stunde noch ein ziemlich trommelfellzerfetzendes Gequäke, was wir Gäste den Instrumenten entlockten (der Vergleich zu einem Sirenenalarm war durchaus angemessen), hatte er gegen Ende der Lektion einigen Schülern und Schülerinnen sehr respektable Ergebnisse  entlockt. Und dabei war er die ganze Zeit unverzagt am vormachen, gestikulieren und anfeuern – ganz so als würde einfach jede/r es gleich schaffen, wenn sie/er es nur noch dieses eine Mal probieren würde. Fiona kam mit dem Dolmetschen gar nicht hinterher, so war der Mann in Fahrt. Brauchte sie auch nicht – Musik ist international. Dieser Mann hat es bewiesen, das war ganz großes Kino!

Meine zwei weiteren Highlights des Tages: Zum einen ein Besuch im hiesigen Postamt, zwecks Kaufs einer Briefmarke zum Versand einer Postkarte nach Deutschland. Ohauahauaha, welch‘ aberwitziges Ansinnen! Dem jungen Mann hinter der Glasscheibe entgleisten spontan sämtliche Gesichtszüge. Wie, nach Deutschland? Eine Postkarte? Welche Maße? Briefmarken verkaufen? Nee, Postkarte vorzeigen! Da steht ja noch nichts drauf! So geht das nicht. Adresse eintragen – mit Telefonnummer. (hä?) Die Nummer kenn‘ ich nicht. (mein Gastgeber Lu musste seine Personalien ebenfalls draufschreiben – mit Telefonnummer) Per Schiff? Dauert einen Monat. Per Flugzeug? Dauert 14 Tage. Flugzeug kostet 5 Yen. (kann ich mir leisten. Jetzt schnell noch einen Satz drauf, zack weg ist die Karte!) Dann nimmt er gemütlich einen Prittstift, nachdem er vorweg verschiedene Möglichkeiten zur Anordnung von drei Briefmarken ausprobiert hat, beschmiert die ausgewählten Bereiche, platziert die hoheitlichen Postwertzeichen und drückt sie liebevoll fest. Sodann noch penibel den Stempel platziert und einer rasanten Beförderung ist der Weg geebnet. Und das in nur 20 Minuten Bearbeitungszeit, wehe es macht noch mal jemand Witze über die Deutsche Post!

Das zweite Highlight war der Rückweg zur Schule, den ich dank Lus Unterstützung per Rikscha zurücklegen konnte. Ein kurzer Ruf von ihm, schon nahte der Fahrer diensteifrig heran und bot nach kurzer Diskussion mit Lu (um den Preis, nehme ich an – vielleicht ging es aber auch um das zu befördernde Gewicht) an, mich für 7 Yen (ca. 90ct) zur gut einen Kilometer entfernten Schule zurückzubringen. Wollte ich schon immer mal machen, hat Spaß gemacht!

Die Abschlussfeier war geprägt von wahnwitzigen Mengen an dargebotener Nahrung und zahlreichen lustigen Spielen für die Kids. Angenehm locker. Drei kleine Reden und der Austausch zahlreicher Geschenke taten dem kein Abbruch. Ich glaube wirklich, dass wir unsere Schulen und ein Stück weit auch Deutschland, sehr gut vertreten haben und als freundliche, dankbare Gäste in guter Erinnerung bleiben werden.

Morgen geht’s weiter, munter bleiben!